Wenn Du daran denkst, dass Dein Mann in Rente geht, wird Dir heiß und kalt? Ganz normal! Denn all Eure Strukturen werden erst einmal ordentlich durcheinander gewirbelt und Ihr werdet Euch gehörig dazwischenfunken. Anstrengend? Ganz sicher! Aber auch eine riesige Chance für einen gleichberechtigten Neuanfang. Es muss nicht wie im Loriot-Film „Pappa ante portas“ enden.
Hier findet Ihr 7 hilfreiche Tipps, wie Ihr als Paar dem neuen Lebensabschnitt das Beste abgewinnt:
1. Dein Mann geht in Rente. Veränderung bloß nicht aufschieben!
Ein leider typischer Kardinalfehler: Die Veränderung aufschieben. Das Gefühl, den anderen erst einmal „ankommen lassen“ zu wollen, ist nachvollziehbar, aber tückisch. Besonders schwierig wird das in Beziehungen, in der bisher einer von beiden die meiste Haushalts- und Carearbeit geleistet hat. Menschen tendieren dazu, sich schnell an neue Situationen zu gewöhnen. Und wenn der Neurentner erst einmal im neuen „Urlaubsmodus“ steckt, wird es schwer, ihn aus dieser bequemen Hängematte wieder rauszuschmeißen. Also lieber ab dem ersten Rententag neu aufteilen. Wie genau, das bespricht man am besten schon laaaaange vorher. Eine mögliche Methode: Alle Aufgaben auf kleine Schnipsel aufschreiben und dann wie beim Völkerball nacheinander Aufgaben auswählen, bis selbst das Toilette schrubben verteilt ist. Das ist fair und gerecht. Nach einiger zeit kann man dann ja mal alles tauschen.
2. Die „Mutprobe“ zum Renteneintritt hilft beim Loslassen
Für ganz Hartgesottene schlägt Barbara Schönebergers Online-Magazin Barbara.de die Mutprobe vor. „Bedeutet im Klartext, dass der Mann erstmal übernimmt. Alles. Komplett. Ohne Wenn und Aber. Die Frau geht zur Arbeit, der Mann rockt den Haushalt.“ Dass das erst einmal ordentlich kracht, ist fast sicher. Aber es hilft ganz sicher beim Loslassen.“ Klappt natürlich nur, wenn der Mann vor der Frau in Rente geht.
3. Macht eine kleine Zeitreise
Was Dir heute Angst macht, hätte Dir vor 40 Jahren ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Als Du frisch verliebt warst, hattest Du sicher noch eine sehr romantische Vorstellung vom Rentner:iinenleben mit Deinen Liebsten. Warum also nicht mal eine kleine Zeitreise wagen und nochmal überlegen, was Ihr Euch damals vorgestellt hat. Mag sein, dass das Wohnmobil oder das Haus am Meer nicht mehr der große Traum oder schlicht nicht finanzierbar sind. Aber die Richtung der Träume von früher stößt einen vielleicht auf charmante (und bezahlbare) Alternativen.
4. Schafft kleine Inseln der Einsamkeit
Wer kopflos in die gemeinsame Rente stolpert, kann von der neuen großen Zweisamkeit ganz schön überrumpelt werden. Ein eigenes Zimmer, ein eigenes Hobby oder exklusive Treffen oder Urlaube mit Freundschaften ohne den Partner oder die Partnerin können da sehr heilsam sein.
5. Zeit, mal ALLES zu hinterfragen
Neuanfänge sind ein toller Moment für einen Kassensturz. Wie sieht Euer Status Quo aus? Wer kümmert sich um die sozialen Kontakte? Wer denkt an die Müllabfuhrtermine? Wer fährt die Schwiegereltern zum Arzt? Wer telefoniert mit den erwachsenen Kindern, wenn sie Sorgen haben? Wer hat die Finanzen im Blick? Nur wenn Ihr auch die unsichtbare Arbeit und die Beziehungsarbeit in der Familie in die Waagschale werft, könnt ihr danach gerecht aufteilen.
6. Gemeinsam in Rente – bleibt im Gespräch!
Ihr habt den ganzen Tag gemeinsam verbracht? Gar nicht mal so einfach, so im Gespräch zu bleiben, wenn man es gewohnt ist, sich abends gegenseitig vom Tag zu erzählen. Dabei birgt der neue Lebensabschnitt so viele Möglichkeiten, sich auszutauschen. Welche Träume hattest Du, als wir noch gearbeitet haben? Wie findest Du Dein neues Leben? Alles Fragen, die nicht nur Einblick in das Seelenleben des Partners bieten, sondern auch Eure Beziehung stärken.
7. Macht beide ein Praktikum beim Partner
Nichts wird so sehr unterschätzt wie Arbeit, die man noch nie getan hat. Und nichts ist bequemer als das Verstecken hinter vermeintliche Inkompetenz. Doch das ist eigentlich Unfug, denn man kann alles lernen. Das gilt fürs Bügeln genauso wie für die Verwaltung des Aktiendepots. Übrigens hält das Erlernen neuer Fähigkeiten besonders jung! Also Arme hochkrempeln und ran an die Aktien… es könnte spannend sein und für ein glückliches und langes Leben sorgen.
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Johanna Fröhlich Zapata
Johanna Fröhlich Zapata ist Mutter, Therapeutin, Medizinanthropologin und Co-Gründerin von Deutschlands erster Ausbildungsinstitution für Feministisches Coaching. Ihr Ziel ist es, Alltagsfeminismus als Prozess gesellschaftlichen Wandels mitzugestalten und Frauen und Männern gleichermaßen dabei zu unterstützen, einen lebenspraktischen Feminismus in ihrem Alltag zu etablieren.
Mit dem rbbKultur-Podcast «Die Alltagsfeministinnen» erreicht ihre Arbeit ein breites Publikum. In ihrer Privatpraxis bietet sie ein stark gebuchtes Coachingprogramm zum Thema an. Johanna Fröhlich Zapata lebt mit ihrer erweiterten Familie in großer Fürsorge-Gemeinschaft in Berlin.
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