Am Anfang jeder Entwicklung stehen gute Gedanken und Gespräche. Diese fünf Fragen helfen Euch als Paar dabei, Eure Beziehung zu verbessern und gemeinsam und jede:r für sich genau den Weg zu gehen, der sich gut anfühlt:
1. Mit welchem Thema fühlst Du Dich allein gelassen?
Es ist ja oft nicht das eine Mal Toilette putzen, die eine Rechnung, die überwiesen werden muss oder der eine Termin der Kids, den man im Kopf hat. Es sind ganze Themenkomplexe, die Paare oft stillschweigend untereinander aufteilen und sich im Zweifel dann ganz daraus zurückziehen. Selbst wenn beide ok damit sind, dass alles aufgeteilt wird, solltet Ihr im Zweifel doch wissen, was der andere da genau tut. Denn erstens kann man nur so die Arbeit des anderen wertschätzen und zweitens entsteht so keine Abhängigkeit durch Inkompetenz.
2. Wovon brauchst Du mehr von mir?
Die Ehe- und Familientherapeutin Esther Boykin hält diese Frage sogar für die eine Frage, die ganze Beziehungen retten kann. Wer seinen Partner regelmäßig fragt, was er für ihn tun kann, vermeidet die „Ich dachte, Du wärst glücklich“-Falle. Mit diesem Satz macht Ihr auf jeden Fall eine Menge richtig auf dem Weg zu mehr Verständnis füreinander.
3. Kannst Du mir das beibringen?
Manche Sachen kannst Du einfach nicht und lässt sie deshalb Deinen Partner machen? Völlig normal! Zu einer gesunden Portion Selbständigkeit und Selbstfürsorge gehört aber auch die Bereitschaft, Neues zu lernen und den anderen als Lehrer fürs Leben anzuerkennen. Wenn dies beide tun, gehören unangenehme ungefragte Belehrungen der Vergangenheit an.
4. Wie fühlst Du Dich damit?
Viel wichtiger als die Frage an sich ist eigentlich der feste Vorsatz, die Antwort auszuhalten und anzuerkennen. Gefühle anderer Menschen stimmen selten mit der emotionalen Reaktion überein, die wir selbst in einer vergleichbaren Situation hätten. Einfach davon auszugehen, dass der Partner so fühlt wie man selbst, ist vermutlich die Quelle der meisten Missverständnisse in Beziehungen und das macht diese Frage zu einem Grundwerkzeug, um Deine Beziehung zu verbessern.
5. Sind das WIR oder sind das unsere gesellschaftlichen Rollen?
Diese Frage klingt ganz schön wissenschaftlich und verkopft, aber trotzdem ist sie total wichtig, um selbstbestimmt zu leben und zu lieben. Spätestens wenn es um Elternschaft geht, gehen wir manchmal ganz selbstverständlich von gelernten Konventionen aus. Einmal kurz innezuhalten und sich gemeinsam zu fragen: „Wollen wir das so, nur weil es fast alle so machen?“ ist immer eine gute Idee.
Alltagsfeministische Grüße,
Deine Johanna
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Johanna Fröhlich Zapata
Johanna Fröhlich Zapata ist Mutter, Therapeutin, Medizinanthropologin und Co-Gründerin von Deutschlands erster Ausbildungsinstitution für Feministisches Coaching. Ihr Ziel ist es, Alltagsfeminismus als Prozess gesellschaftlichen Wandels mitzugestalten und Frauen und Männern gleichermaßen dabei zu unterstützen, einen lebenspraktischen Feminismus in ihrem Alltag zu etablieren.
Mit dem rbbKultur-Podcast «Die Alltagsfeministinnen» erreicht ihre Arbeit ein breites Publikum. In ihrer Privatpraxis bietet sie ein stark gebuchtes Coachingprogramm zum Thema an. Johanna Fröhlich Zapata lebt mit ihrer erweiterten Familie in großer Fürsorge-Gemeinschaft in Berlin.
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