Diskriminierung von Eltern ist leider häufig und außerdem erlaubt. Die Petition #GleichesRechtfürEltern soll das endlich ändern.
„Glückwunsch zum Baby – Sie sind gefeuert“… so plakativ wie die Überschrift auf der Online-Seite der Zeitschrift Eltern.de zur Petition #gleichesRechtfürEltern ist Elterndiskriminierung meist nicht. Sie ist oft viel subtiler, viel intransparenter, aber vor allem: völlig legal! Denn während das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (kurz: AGG) „die Benachteiligung aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität“ verhindern soll, bleibt Elternschaft unerwähnt. Weil es keine Diskriminierung gibt? Nun, die Geschichten, die durch die Aktion der Zeitschriften Brigitte und Eltern sowie der Initiative #proparents öffentlich werden, sprechen eine andere Sprache. Zahlreiche Eltern erzählen von Kündigungen nach der Elternzeit, Teilzeit-Verweigerung, Lügen, Intrigen und Mobbing am Arbeitsplatz aufgrund ihrer Elternschaft. Abertausende haben die Petition bereits unterschrieben.
Was Elternrechte mit Feminismus zu tun haben
Der Schutz vor Diskriminierung des Geschlechtes wegen greift in Sachen Elternschaft leider zu kurz. Rechtsanwältin Sandra Runge erklärt auf Eltern.de, warum das so ist: „Wird einer Mutter zum Beispiel kurz nach der Elternzeit gekündigt, kann man nicht einfach sagen: Sie wurde wegen ihres Geschlechts diskriminiert. Schließlich können Frauen wie Männer Elternzeit nehmen.“
Für Väter werden Elternzeit und Teilzeit zum Risiko
Und noch eine zweite Problematik sieht die Expertin: „Heute nehmen immer mehr Väter Elternzeit, wollen in Teilzeit wechseln. Das macht ihren Ausschluss im AGG zunehmend unsinnig – und für die Väter zum Risiko.“ Dieses Risiko ist auch ein Problem für Mütter. Denn seien wir ehrlich: Auch wenn statistisch gesehen etwa gleich viele Männer und Frauen Eltern sind… in den Köpfen vieler Arbeitgeber ist das noch nicht angekommen. Dabei stellt die Ignoranz von Vaterschaft und den damit verbundenen Verpflichtungen bereits eine Diskriminierung dar und geht ebenso zu Lasten der Frau. Denn wenn Torsten, Florian und Timo mal wieder bis 20 Uhr im Meeting festhängen, ist das nicht nur schade für die Papas, die ihre Kinder nicht mal abends sehen. In dieser Zeit müssen auch Inga, Anne und Silke wohl oder übel die Elternschaft alleine übernehmen.
Bitte unterstützt die Petition #gleichesRechtfürEltern
Der Zeitpunkt ist denkbar günstig, denn das AGG wird in den nächsten Monaten ohnhin auf den Prüfstand gestellt. Außerdem suchen Parteien im Wahljahr nach populären Anliegen, mit denen sie im Programm bei potenziellen Wählern punkten können. Hier ist ein solches Anliegen auf dem Silbertablett, liebe Parteien! Bald hoffentlich mit 50.000 Unterschriften:
Alltagsfeministische Grüße,
Eure Johanna
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Johanna Fröhlich Zapata
Johanna Fröhlich Zapata ist Mutter, Therapeutin, Medizinanthropologin und Co-Gründerin von Deutschlands erster Ausbildungsinstitution für Feministisches Coaching. Ihr Ziel ist es, Alltagsfeminismus als Prozess gesellschaftlichen Wandels mitzugestalten und Frauen und Männern gleichermaßen dabei zu unterstützen, einen lebenspraktischen Feminismus in ihrem Alltag zu etablieren.
Mit dem rbbKultur-Podcast «Die Alltagsfeministinnen» erreicht ihre Arbeit ein breites Publikum. In ihrer Privatpraxis bietet sie ein stark gebuchtes Coachingprogramm zum Thema an. Johanna Fröhlich Zapata lebt mit ihrer erweiterten Familie in großer Fürsorge-Gemeinschaft in Berlin.
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