Die Tage werden länger, der Wonnemonat Mai macht Lust auf einen Sprizz in der Sonne und eine Sommerliebe im Bett. Oder zwei oder drei?
In jeder dritten monogamen Beziehung in Deutschland wird fremdgegangen. 30 Prozent aller Ehen scheitern. Warum legen wir uns überhaupt noch auf nur eine einzige Person fest, wenn das mit der Treue offenbar so schwierig ist? Schließlich ist der oder die nächste Sexualpartner:in heutzutage nur einen Klick oder Wisch entfernt.
Warum ist es „normal“, mehrere Freundschaften zu pflegen, nicht aber mehrere Liebesbeziehungen?
Wenn es um platonische Beziehungen geht, scharen wir mehrere liebe Menschen um uns, mit denen wir verschiedene Interessen, Hobbies und Ansichten teilen. Da ist vielleicht der Sport-Buddy, dann die Freundin, mit der man besonders gut in den Urlaub fahren kann und mit der dritten Person führt man ganz hervorragende Deep-Talks über Lebenskrisen.
Aber in romantischen Beziehungen soll ein einziger Mensch alle Bedürfnisse gleichermaßen erfüllen. Obwohl wir Verbindungen zu anderen Menschen auf mindestens drei unterschiedlichen Ebenen aufbauen können: intellektuell, emotional, körperlich. Wie realistisch ist es eigentlich, dass ein einziger Mensch all unsere Bedürfnisse auf diesen drei Ebenen befriedigt?
Oder anders gefragt: Was würde sich ändern, wenn man mehrere Menschen gleichermaßen liebt? Wenn man mehrere einvernehmlich geführte romantische und/oder sexuelle Beziehungen gleichzeitig pflegt? Tada…das ist Polyamorie!
Aber was heißt das eigentlich genau und wenn ja, wie viele?
Polyamorie ist nicht gleich Polyamorie
Offene Ehe
Svenja aus Hamburg lebt mit ihrem Mann Johannes in einer offenen Ehe. Sie treffen sich mit anderen Paaren. „Mir geben diese Abenteuer, die wir auch mit viel Vorlauf planen, so unglaublich viel“, sagt Svenja in der ZDF-Doku „Offene Ehe, Polyamorie: Wie kann das funktionieren?“. „Ich habe jedes Mal wieder das Gefühl, dass es unserer Beziehung auch so guttut.“
Sex mit anderen ist bei den beiden erlaubt, tiefere Gefühle aber nicht. „Wir kreieren uns die Beziehung, auf die wir Bock haben, und die uns das Gefühl gibt, mir das Gefühl gibt, dass ich lebe, lebendig bin und auch begehrt werde – auch von anderen Männern und anderen Frauen“.
V-Beziehung
Eine weitere Form der Polyamorie ist die V-Beziehung. Dabei ist eine Person quasi der/die „Scharnierpartner:in“ und romantisch oder sexuell mit zwei Menschen verbunden, die wiederum jedoch keine Beziehung zueinander haben. So wie Paula aus der Lüneburger Heide. Sie lebt mit zwei Männern zusammen. Mit ihrem Ehemann Angelo ist sie verheiratet und hat eine Tochter und mit Christoph eine Beziehung – sie leben polyamor und sind sich sicher, dass man mehrere Menschen gleichzeitig lieben kann.
Auf die Frage, was denn die Leute denken, lachen die drei und zucken mit den Schulter. „Tja, meistens weiß man’s ja nicht! Ist auch besser!“, erklären sie in der ZDF-Doku.
Die drei Erwachsenen sehen sich als gleichberechtigte Familienmitglieder – und haben in ihrer Beziehung genau die gleichen Probleme, wie andere Menschen in monogamen Beziehungen auch: Konflikte, Eifersucht, Angst, nicht gesehen zu werden, zu kurz zu kommen. Die Verlustangst zu überwinden, war für Angelo ein entscheidender Faktor in der Beziehung.
Die beiden Männer haben zwar ebenfalls eine innige Verbindung zueinander, aber eben nicht mehr. Das wäre dann eine Triade. Drei Personen, die alle miteinander romantische und/oder sexuelle Beziehungen haben.
Sind es vier Personen, spricht man von einem Quad. Ist das nicht anstrengend? „Ich glaube, dass ist die große Herausforderung bei einer Viererkonstellation, dass du eben nicht nur dich selbst im Blick hast, sondern auch die ganze Zeit die Fühler bei deinem Partner oder deiner Partnerin und checkst ab, fühlt er/sie sich jetzt wohl“, erklärt Svenja aus Hamburg.
Hierarchische polyamore Beziehungen
In hierarchischen polyamoren Beziehungen gibt es eine klare Unterscheidung zwischen „primären”, „sekundären” und möglicherweise „tertiären” Beziehungen.
Der/die primäre Partner:in hat oft Vorrang in Bezug auf Zeit, Ressourcen und Entscheidungen. “Das witzige war, dass er verheiratet war und mit seiner Frau polyamor lebte. Und ich dann seine Freundin wurde, neben seiner Ehe“, erzählt eine junge Berlinerin, nennen wir sie Kathrin, im Radiofeature „Liebesgeschichten im Zeitalter von Tinder“. „Wobei er immer sagte, er müsse erst seine Frau fragen (…) Das war für mich eine Einführung in eine ganz neue Welt. In die Welt der Polyamorie, was ich bisher nur vom Hörensagen kannte.“
Nicht-hierarchische polyamore Beziehungen
In nicht-hierarchischen polyamoren Beziehungen wiederum gibt es keine Rangordnung. Alle Partner werden als gleichwertig angesehen. Personen, die solo-polyamor sind, entscheiden sich bewusst gegen Primär-Partner:innen. Sie führen mehrere Beziehungen, bleiben jedoch eigenständig und unabhängig.
Beispiel: Jordan führt gleichzeitig romantische Beziehungen mit Steffi, Chiara und Aishe, lebt aber allein und behält eine starke persönliche Unabhängigkeit bei.
Polykule
Ein Polykule beschreibt ein Netzwerk von polyamoren Beziehungen, das aus mehreren verbundenen Personen und Konstellationen besteht. Dies kann sehr komplex sein, da es viele überlappende Beziehungen geben kann.
Beispiel: Alice ist mit Tom und Kim zusammen, Tom zusätzlich mit Dana und Kim mit Amir. Alle fünf können auch weitere Beziehungen außerhalb dieses Netzwerks haben.
Polyfide Beziehungen
In polyfiden Beziehungen entscheiden sich die Beteiligten, nur innerhalb ihrer Gruppe romantische und/oder sexuelle Beziehungen zu haben und keine neuen Partner aufzunehmen.
Die Vielfalt und Flexibilität polyamorer Beziehungsmodelle kennt kaum Grenzen und richtet sich nach den Bedürfnissen und Vereinbarungen der beteiligten Personen. Gleichzeitig wird unser herkömmliches Verständnis von Treue und großer Liebe in Frage gestellt.
Polyamore Beziehungen wollen nicht ganz in das patriarchale Rollenverständnis passen, dass die Frau „den Richtigen“ abbekommt, auserwählt wird und dann mit ihm zusammenbleibt, bis dass der Tod sie scheidet. By the way: Scheidungen passieren, wie oben erwähnt, viel früher und häufiger als in Disneyfilmen und Märchen behauptet. Und die Idee der Polyamorie ist älter, als man denkt.
Die Geschichte der Polyamorie
Nicht-monogame Beziehungen gab es schon in der griechischen und römischen Antike. Es war zum Beispiel üblich, dass Männer neben ihrer Ehefrau Mätressen oder Konkubinen hatten. Aber auch Frauen konnten mehrere Männer haben. Kleopatra VII., die letzte aktive Herrscherin des ptolemäischen Königreichs Ägypten, hatte bedeutende Beziehungen zu Julius Caesar und Mark Anton.
Im europäischen Mittelalter und während der Renaissance war die Institution der Ehe stark von sozialen und ökonomischen Überlegungen geprägt. Und auch wenn nicht-monogame Beziehungen nicht offiziell anerkannt wurden, kamen sie doch häufig vor. Adlige Männer hatten oft Geliebte. Heinrich II., König von England, war zum Beispiel mit Katharina von Medici, Königin von Frankreich verheiratet, pflegte jedoch eine langjährige Beziehung mit Diane de Poitiers.
Geschichten über Dreiecksbeziehungen finden sich auch in der Literatur dieser Zeit. Ein bekanntes literarisches Beispiel ist die Geschichte von Lancelot, Guinevere und König Artus. Lancelot, Ritter der Tafelrunde, beginnt trotz Loyalität gegenüber König Artus eine romantische und leidenschaftliche Beziehung zu dessen Ehefrau Guinevere.
Mit der Industrialisierung und dem Aufstieg des Bürgertums änderten sich die sozialen Normen in Bezug auf Beziehungen und Sexualität. Die monogame Ehe wurde stärker idealisiert und als gesellschaftliche Norm propagiert. Dennoch gab es auch in dieser Zeit alternative Beziehungsmodelle. Schriftsteller und Intellektuelle wie Henry David Thoreau und Friedrich Nietzsche hinterfragten traditionelle Beziehungsnormen.
In den 1960er und 1970er Jahren, im Zuge der sexuellen Revolution und der Frauenbewegung, wurde die Monogamie erneut infrage gestellt. Es gab Kommunen und andere alternative Lebensformen. Rainer Langhans, vielleicht prominenteste Figur der 68er-Bewegung, gründete nicht nur die erste politisch motivierte Wohngemeinschaft in der BRD, die Kommune 1 in West-Berlin – sondern schockte das Establishment auch mit seiner Idee der freien Liebe. Langhans war mit dem Fotomodell Uschi Obermaier liiert.
Nach dem Ende der Beziehung lebte er im sogenannten Münchner Harem zusammen mit Brigitte Streubel, Jutta Winkelmann, Anna Werner, Christa Ritter und Gisela Getty. Das Credo der Gruppe soll gelautet haben: „Nicht ein Mann hat fünf Frauen, sondern fünf Frauen haben einen Mann.“
Der Begriff „Polyamorie” wurde allerdings erst in den 1990er Jahren populär. Unter anderem durch die Veröffentlichungen von Autoren wie Morning Glory Zell, die den Begriff in ihrem Essay „A Bouquet of Lovers” (PDF) prägte. Auch Bücher wie „The Ethical Slut” von Dossie Easton und Janet Hardy oder „More Than Two” von Franklin Veaux und Eve Rickert und nicht zuletzt das Internet und die sozialen Medien haben dazu beigetragen, das Bewusstsein und die Akzeptanz für polyamore Lebensweisen zu erhöhen.
Monogamie muss man sich leisten können
Die Strukturen in unserer Gesellschaft sind auf Partnerschaft ausgelegt. Auf heteronormative Zweierbeziehungen wohlgemerkt. Autorin Annika Landsteiner schreibt im Tagesspiegel über die Scham der Single-Frau: „Die heteronormative Kernfamilie – ein Modell, das darauf ausgelegt ist, dass sich alle schämen, die Single und kinderlos sind. Eine ältere, unverheiratete Frau hat ‘keinen abbekommen’. Ganz wichtig ist die Passivität, die in der Bewertung steckt.“
Im Podcast „Die Alltagsfeministinnen“, diskutiere ich in der Folge „Ladies first?? So klappt feministisches Dating“ mit meiner Kollegin Sonja Koppitz unter anderem über Single-Diskriminierung und den Mythos des Märchenprinzen. Mehr dazu auch in meinem Blogartikel „Die singuläre Frau – Single-Shaming vs. Female Choice”.
Allein darf man nicht sein, aber zu mehreren auch nicht. Zwei scheint die richtige Gruppengröße für menschliche Rudelbildung zu sein. Nicht weniger, nicht mehr.
Dabei kann man sich allein oder als Zweiergespann das Leben oft nicht mehr leisten.
Kinderlose Singles zahlen hierzulande so viel Steuern wie kaum woanders in Europa.
Autorin und Bloggerin Patricia Cammarata postete kürzlich ein Foto von drei Menschen in inniger Umarmung auf ihrem Instagram Kanal @dasnuf und schrieb:
„Polyamorie, aber weil auch zwei Einkommen nicht mehr reichen, um die Lebenshaltungskosten zu tragen. Für Bayern wird es dann langsam hart: so linken Sachen wie einer Mietpreisbremse zustimmen oder Beziehungsformen jenseits der heteronormativen Kleinfamilie normalisieren. Für was entscheidest du dich, Markus Söder?“
Rechtliche Lage: Monogamie ist Voraussetzung
Die Gesetzeslage in Deutschland berücksichtigt Polyamorie nicht explizit, und viele rechtliche Regelungen sind auf monogame Beziehungen ausgerichtet. In Deutschland ist die Ehe gesetzlich auf zwei Personen beschränkt. (Auch die eingetragene Lebenspartnerschaft, die bis 2017 für gleichgeschlechtliche Paare verfügbar war und nun durch die „Ehe für alle“ ersetzt wurde, ist nur zwischen zwei Personen möglich.)
Bigamie, also das Eingehen einer zweiten Ehe, während die erste Ehe noch besteht, ist strafbar (§ 172 StGB). Das bedeutet, dass es keine Möglichkeit gibt, mehr als eine Person gleichzeitig legal zu heiraten.
Polyamore Menschen und ihre Partner:innen müssen daher kreative Lösungen finden, um ihre Beziehungen und Haushalte zu organisieren und rechtlich abzusichern.
Natürlich können mehrere Erwachsene in einem gemeinsamen Haushalt leben und gemeinsam Kinder großziehen. So ist es bei dem Dreiergespann Paula, Angelo und Christopher aus der Lüneburger Heide. Paulas und Angelos Tochter Fiona nennt beide Männer Papa. Wie es für sie mit zwei Väter ist? „Gut. Wenn einer weg ist, ist der andere da“, erzählt sie in der ZDF-Doku.
Doch das Sorgerecht kann nur von zwei Personen ausgeübt werden. In der Regel sind dies die biologischen Eltern des Kindes. Eine dritte Person kann kein Sorgerecht erhalten, auch wenn sie im selben Haushalt lebt und in die Kindererziehung involviert ist.
Auch in den USA ist die sogenannte Vielehe gesetzlich verboten, trotzdem praktizieren einige mormonische Familien sie bis heute. Die Netflix-Doku „Three Wives, One Husband“ – „Drei Ehefrauen und ein Ehemann“ zeigt das Leben in einer abgeschiedenen Gemeinde in der Wüste Utahs. Auf der Rockland-Ranch leben 14 Familien, die ihre Häuser in den mächtigen Sandsteinfels gesprengt haben. Die Serie zeichnet ein intimes Bild des Alltags der Menschen dort und beleuchtet die religiösen Hintergründe, ohne zu werten.
Ein dreifach verheirateter Vater von elf Kindern erzählt „Das letztendliche Ziel der Vielehe ist es, wie Gott zu werden. Denn auch er muss sich um so viele Menschen kümmern. Und wir leben das im ganz Kleinen. Als Großfamilie mit sehr vielen Kindern üben wir uns quasi darin. Unsere Hoffnung ist es, unsere eigene Welt zu bevölkern und wie Vater und Mutter im Himmel für unseren kleinen Planeten voller Kinder zu sein.“
Aber auch ganz irdische Alltagsthemen, wie Eifersucht, spielen eine Rolle.
Herausforderung Eifersucht
„Früher war ich wirklich extrem eifersüchtig, aber meistens ist es dann so, dass irgendwas anderes im Argen ist“, erzählt Svenja aus Hamburg in der ZDF-Doku „Offene Ehe, Polyamorie: Wie kann das funktionieren?“
„Warum es mittlerweile gut funktioniert, liegt daran, dass wir eine gute Basis haben“, erklärt Svenjas Ehemann Johannes. Beide haben einen gemeinsamen Sohn. Doch ihre Beziehung wäre beinahe gescheitert – als die erste Verliebtheit vorbei war, hat er Svenja betrogen und sich schuldig gefühlt.
Er macht den Vorschlag, die Beziehung zu öffnen. Das zieht Svenja anfangs den Boden unter den Füßen weg. „Wenn Ehrlichkeit so ein hoher Wert ist, wie viel Ehrlichkeit vertrage ich denn wirklich? Wenn der Partner ehrlich ist, dann tut es vielleicht auch mal weh“, erklärt sie retrospektiv. Sie macht sich keine Illusion.
In dieselbe Kerbe schlägt das Buch „Warum Liebe endet“. Es zeigt die Schwierigkeit, im schnellen, effizienten Turbokapitalismus mit all seinen Optionen und Möglichkeiten, starke Beziehungen aufzubauen und dauerhaft zu führen. Die Autorin Eva Illouz definiert das, was „lieben“ und „verlieben“ in diesem Zusammenhang bedeutet, als „die Einzigartigkeit, an die man sich binden wollen würde.“
Und manche finden diese Einzigartigkeit offenbar gleich bei mehreren Menschen…
Pro und Kontra: Der Polyamorie-Check
+ unterschiedliche Bedürfnisse werden durch verschiedene Beziehungen erfüllt
+ unterschiedliche Perspektiven fördern persönliches Wachstum und Selbsterkenntnis
+ individuelle Beziehungsgestaltung fernab von Normen reduziert Druck und Erwartungen
+ erweiterte sexuelle Vielfalt
+ Gemeinschaftliche Ressourcen, zusätzliche Unterstützung
+/- Polyamore Beziehungen erfordern gute Kommunikation und Ehrlichkeit. Dies kann zu einer tieferen Verbindung führen, aber auch zu Missverständnissen und Konflikten.
– komplexe Beziehungsdynamik > mehr Menschen, mehr Konflikte
– zeitliche und logistische Herausforderungen
– Herausforderungen bei Erziehungsfragen
– Eifersucht und Unsicherheit
– Gesellschaftliche Stigmatisierung
– Rechtliche und gesellschaftliche Hürden
– gesundheitliche Risiken > sexuell übertragbare Infektionen (STIs)
>> Polyamorie bietet die Möglichkeit, reichhaltige und vielfältige Beziehungserfahrungen zu machen, die persönliche Freiheit und das Wachstum fördern, während gleichzeitig ein hohes Maß an Ehrlichkeit, Kommunikation und Unterstützung erforderlich ist.
>>> WELCHE PUNKTE KANNST DU DER LISTE HINUFÜGEN? Schreib es mir per DM auf Instagram @alltagsfeminismus
Lieben und lieben lassen
Polyamore Beziehungen erfordern ein hohes Maß an emotionaler Intelligenz, organisatorischen Fähigkeiten und Kommunikation. Die verbotene Liebe in der Artussage führt zu einem tragischen Dreiecksverhältnis, das letztlich zur Zerstörung von Artus‘ Reich und der Tafelrunde beiträgt.
Polyamorie: Für manche Menschen passt es, für andere nicht. „Es versandete dann so, wir haben uns seltener getroffen“, erzählt Katrin aus Berlin im Radiofeature „Liebesgeschichten im Zeitalter von Tinder“.
Ihre Einführung in die Welt der Polyamorie begann überraschend und vielversprechend, hatte für sie aber keine Zukunft. „Er hatte dann auch noch eine andere Freundin. Und weil es für mich keine Perspektive auf eine richtige Beziehung hatte, war’s dann auch ok. Weil ich von vornherein wusste, das ist jetzt nur so eine Art von Affäre, aber da wird nicht mehr draus.“
Autorin Saskia Michalski beschreibt in ihrem Buch „Lieben und lieben lassen“ (Gefühle passen in keine Schublade)“, wie sie ihr eigener Weg in die Polyamorie überraschte, sie habe das damals abgelehnt. Sie möchte mit ihrem Buch dazu inspirieren, Liebe neu zu definieren: „Ich lade dich ein, die Welt für nachfolgende Generationen ein kleines bisschen individueller und leichter zu machen. Denn Liebe für dich selbst und andere passt in keine Schublade.“
Es gibt da diesen Spruch: „Kommunismus endet bei 2.500 Euro netto, Atheismus, wenn das Flugzeug vibriert und Feminismus hat ein Ende, wenn der Richtige kommt…“ Das mag lustig sein (oder auch nicht), aber wahr ist es zum Glück kein bisschen. Zumindest, was den Feminismus betrifft, kann man sagen: Wenn mehrere Richtige (m/w/d) kommen, fängt der Spaß für manche erst an!
“Warum sollte das ein Tabu sein?“ fragt Johannes in der ZDF-Doku.
“Warum darf das nicht einfach sein?“ Word!
Weiterführende Links
Doku: „Offene Ehe, Polyamorie: Wie kann das funktionieren?“ (ZDF)
Doku-Serie: „Three Wives, One Husband“ – „Drei Ehefrauen und ein Ehemann“ (Netflix)
Spielfilm: „Drei“ (2010) – Ein einfühlsames Drama von Regisseurs Tom Tykwer mit Sophie Rois, Sebastian Schipper und Devid Striesow in einer Dreiecksbeziehung
Serie: „You me her“ zeigt ein Paar, das sich aus der Monogamie in Richtung einer Dreiecksbeziehung orientiert (Netflix)
Buch: „Lieben und lieben lassen” (Gefühle passen in keine Schublade) von Saskia Michalski, Piper Verlag
Podcast: Die Alltagsfeministinnen „Ein Mann? Oder mehrere?? – Dating in der 2. Lebenshälfte” – Susanne hat sich nach über 20 Jahren Ehe von ihrem Mann getrennt und sucht jetzt nach einem Lebensmodell das wirklich zu ihr passt. Beim Online-Dating hat sie eine neue Liebe getroffen – einen verheirateten Mann. Jetzt fragt sie sich: Will ich überhaupt eine traditionelle Paarbeziehung oder lieber mehrere Partner?
Feature: „Liebesgeschichten im Zeitalter von Tinder“: Haben Dating-Apps das Liebesleben der Deutschen verändert oder spiegeln sie eigentlich nur den gesellschaftlichen Wandel, der ohnehin längst stattgefunden hat? Ein Radiofeature von Wiebke Keuneke.
Feminismus to go: Mein Coaching-Tipp, wie Ihr Eure eigenen Beziehungswerte definiert und auch abseits der Norm (sexuelle) Bindungen knüpft, die Euch glücklich machen: „Feministisch daten – Wie geht das?“
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Johanna Fröhlich Zapata
Johanna Fröhlich Zapata ist Mutter, Therapeutin, Medizinanthropologin und Co-Gründerin von Deutschlands erster Ausbildungsinstitution für Feministisches Coaching. Ihr Ziel ist es, Alltagsfeminismus als Prozess gesellschaftlichen Wandels mitzugestalten und Frauen und Männern gleichermaßen dabei zu unterstützen, einen lebenspraktischen Feminismus in ihrem Alltag zu etablieren.
Mit dem rbbKultur-Podcast «Die Alltagsfeministinnen» erreicht ihre Arbeit ein breites Publikum. In ihrer Privatpraxis bietet sie ein stark gebuchtes Coachingprogramm zum Thema an. Johanna Fröhlich Zapata lebt mit ihrer erweiterten Familie in großer Fürsorge-Gemeinschaft in Berlin.
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