Die Situation ist klar: Familien sind momentan gebeutelt! Der Instagrampost von @alexandra_z (Alexandra Zykunov) über die Unmöglichkeit „anderweitiger Betreuung” geht viral.
Was, wenn wir diese miserable Situation jetzt zum Anlass nehmen existierende Alternativen unter die Lupe zu nehmen, um mehr Alltagsfeminismus® in unser zu Hause einkehren zu lassen?
Zykunov spricht vielen gerade mitten aus der Seele: Die Regierung erwartet, die Notbetreuung nur dann in Anspruch zu nehmen, wenn Kinder nicht „Anderweitig“ betreut werden können. Alexandra hinterfragt, wer oder was dieses „Anderweitig“ sein soll, wenn die nicht die Bezugspersonen die ohnehin gerade auf ein Burnout zusteuern. Das Anderweitig muss fast zynisch anklingen bei vielen – vor allem – Müttern, die im Moment die Kinder betreuen und sich denken: “What the f***!“ Und doch: Nichts an der Situation ist neu. Corona macht spürbar, was längst klar ist.
Shit, we all know
Es gibt viele Dinge die wir Dank dem Feminismus mittlerweile alle wissen:
- Gendermarketing verstärkt Rollenklischees.
- Rollenklischees begünstigen eine genderspezifische Berufswahl.
- Von Frauen gewählte Berufe sind schlechter bezahlt.
- Es gibt keine Individualbesteuerung in Deutschland, weshalb typischerweise ein Steuervorteil auf dem Konto der Männer landet.
- Altersarmut ist also weiblich und trifft überwiegend Frau.
- Diese Liste kannst Du beliebig fortführen.
Es gibt also politische Rahmenbedingungen, die sich nicht so einfach ändern lassen. Kurzfristig gesehen ist es einfacher, sich den Rollenerwartungen zu beugen. Langfristig verbauen Frauen sich jedoch die Zukunft. Die gute Nachricht ist: Es gibt im kleinen – also im privaten – trotzdem Möglichkeiten, sich von gesellschaftlichen Erwartungen und persönlichen und anerzogenen Verhaltensweisen zu befreien. Inspiriert von Eve Rodsky’s Shit I do– Liste, habe ich für Dich eine Shit I won’t do Liste erstellt. Diese soll dir helfen, Dinge, die dir ganz normal vorkommen und für Dich alltäglich sind zu hinterfragen und auch zu ändern:
Shit I won’t do
- Mich schuldig fühlen für alle Dinge die schief laufen.
- Die Dinge, die ich tun kann aufschieben.
- Weiterhin unsichtbaren Mental Load erledigen ohne diesen sichtbar zu machen und auf die gerechte Aufteilung zu bestehen.
- Den Steuervorteil ungefragt auf dem Konto meines Mannes liegen lassen.
- Nicht für meine eigenen Bedürfnisse einzustehen.
- Mir keine Hilfe holen.
- So tun, als ob ich alles unter Kontrolle hätte.
- Hinterherwischen.
- Meine eigenen Werte mit anderen zu verhandeln.
- Meine Wut und meinen Kummer unterdrücken.
Diese Liste ist nicht in Stein gemeiselt und ist nicht dafür gedacht, dass Du diese vollständig und sofort abarbeitest. Viel wichtiger ist es, dass Du über die Themen nachdenkst und Schritt für Schritt näher zu dir selbst kommst. Ganz nach dem Motto: Selbstsensibilisierung anstatt Selbstoptimierung. Nimm‘ die Situation persönlich. Es geht um Deine emotionale Gesundheit. Es gibt Möglichkeiten, den Alltag umzustrukturieren und der Mental Load Falle zu entkommen. Dafür musst Du entscheiden, gewisse Dinge nicht mehr zu tun!
Und was wirst DU JETZT nicht mehr tun? Schreibe es in die Kommentare.
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Johanna Fröhlich Zapata
Johanna Fröhlich Zapata ist Mutter, Therapeutin, Medizinanthropologin und Co-Gründerin von Deutschlands erster Ausbildungsinstitution für Feministisches Coaching. Ihr Ziel ist es, Alltagsfeminismus als Prozess gesellschaftlichen Wandels mitzugestalten und Frauen und Männern gleichermaßen dabei zu unterstützen, einen lebenspraktischen Feminismus in ihrem Alltag zu etablieren.
Mit dem rbbKultur-Podcast «Die Alltagsfeministinnen» erreicht ihre Arbeit ein breites Publikum. In ihrer Privatpraxis bietet sie ein stark gebuchtes Coachingprogramm zum Thema an. Johanna Fröhlich Zapata lebt mit ihrer erweiterten Familie in großer Fürsorge-Gemeinschaft in Berlin.
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