Alltagsfeministin werden leicht gemacht
Herzlich Willkommen zu einem kleinen FAQ in Sachen Alltagsfeminismus-Coaching. Da Du auf meiner Homepage gelandet bist, nehme ich an, Du erwartest viel von Dir und Deinem Leben.
Auch wenn wir alle in erster Linie Mensch sind, so haben wir doch verschiedene soziale Rollen zu erfüllen. Wir sind das Kind unserer Eltern, auf der anderen Seite aber vielleicht längst schon selbst Eltern. Wir sind Partner:in oder Freund:in, Schwester, Bruder, wir sind Nachbar:in, Kolleg:in, Arbeitnehmer:in oder Chef:in usw. Das ist manchmal ganz schön kompliziert.
„Eigentlich bin ich ganz anders, ich komm‘ nur viel zu selten dazu“, singt Udo Lindenberg. Oder wie Soziologe Erving Goffmann sagt, „Wir alle spielen Theater“. Wir erfüllen Rollen, die uns andere zuweisen. Manchmal widersprechen sich diese Rollen.
Wie wir dabei sind, wie wir uns verhalten oder fühlen, ist immer auch abhängig vom Kontext. Vielleicht spürst Du manchmal, wie energieraubend Dein Alltag ist und Du nicht immer nach Deinen Werten und Idealen leben kannst. Vielleicht fühlst Du Dich nicht so frei, wie Du es Dir wünschst?
Auch wenn Du theoretisch genau weißt, was Du willst, kommt viel zu oft das Leben dazwischen. Und genau da setze ich mit meiner Feministischen Therapie an!
Was ist Feministische Therapie?
Verschiedene Menschen haben ähnliche Probleme im Leben. Ist das nicht merkwürdig? Schließlich sind wir doch alle Individuen mit unterschiedlichen Prägungen und Erfahrungen. Doch manches haben wir alle gemein.
Zum Beispiel, wenn ein Kind geboren wird. “Kaum ist die Nabelschnur ab, schon steh’n wir alle auf dem Schlauch. Das Chaos hier ist unendlich, doch die Liebe ist es auch”, heißt es in einem Song von Gysbert zu Knyphausen. Aber warum stehen wir alle auf dem Schlauch? Und muss es wirklich Chaos sein? Bist du daran Schuld oder machen es die Umstände unnötig schwierig?
Wie im Artikel “Vom Feminismus zum Alltagsfeminismus” beschrieben, ist das Private politisch und das Politische privat. Dass das mit dem Kindergeld, der Kita-Suche oder dem Job-Wiedereinstieg so kompliziert ist, hast Du Dir ja nicht selbst eingebrockt.
Du merkst, manche Probleme lassen sich nicht allein durch persönliche Selbsterforschung lösen, sondern stehen im Kontext der Gesellschaft.
Das Blöde ist: Strukturelle Missstände sind wie ein gut gemachtes Implantat. Du merkst es gar nicht. Und wenn es einmal sitzt, ist es schwer, daran zu ruckeln. Zum Beispiel an den Rollenbildern von Mann und Frau. Hast du als Kind auch gehört “Sei ein braves Mädchen”? Oder “Ein Junge kennt keinen Schmerz”?
Das ist eine massive Kränkung Deines Ichs. Auch wenn Du weißt, dass diese Glaubenssätze nicht stimmen, können sie dennoch unbewusst und über Deine Biografie hinaus in Dein Leben wirken. Denn Du stehst in der Welt, wie Du es gelernt hast oder wie man es von Dir erwartet (hat). Und diese Welt wurde von einem Jahrtausende andauerndem Patriarchat geprägt – einer Gesellschaftsordnung, bei der der Mann eine bevorzugte Stellung in Staat und Familie innehat. Wir sind gerade erst dabei, das wieder zu verlernen.
Das unterscheidet ein feministisches Coaching von Therapie-Ansätzen anderer Art. Wir legen also ein besonderes Augenmerk auf die binäre Gesellschaftsordnung und die Probleme, die sie mit sich bringt – für alle Geschlechter übrigens. Denn Männer kennen durchaus Schmerzen und auch den Leistungsdruck der auferlegten “Versorger-Rolle” und es gibt mehr als nur Männer und Frauen.
Wie funktioniert feministische Therapie?
Erinnerst Du Dich an meine Vermutung vom Anfang? Vielleicht fühlst Du Dich nicht so frei, wie Du es Dir wünschst. Im Coaching gehen wir gemeinsam dem Warum auf den Grund, bevor wir uns ans Was und Wie wagen.
Ich nehme Dich quasi mit in ein “Labor der Selbsterkenntnis”. Es geht darum, Denkweisen, Gefühle und Verhalten zu hinterfragen.
In der Psychologie spricht man von internen und externen (Kontroll-)Überzeugungen.
Ein Mensch mit interner Kontrollüberzeugung glaubt, dass er Ereignisse und deren Ergebnisse selbst beeinflussen kann, dass er für sein Schicksal selbst verantwortlich ist. Ein Mensch mit externer Kontrollüberzeugung macht äußere Umstände für Erfolg oder Misserfolg verantwortlich und glaubt, dass andere das Steuer in der Hand haben.
Beide Überzeugungen sind nur bedingt richtig. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Wir werden die Gelassenheit üben, die Dinge zu akzeptieren, die Du nicht ändern kannst. Du wirst aber auch den Mut finden, die Dinge zu ändern. Was brauchst Du dazu? Richtig. Die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden, wie es so schön heißt. Aber klar, dafür brauchst Du Zeit und einen Rahmen, um Dir Fragen zu stellen und diesen auf den Grund zu gehen.
Sind es Deine Muster Deine eigenen oder sind sie erlernt, abgeguckt, gesellschaftlich beeinflusst? Denn Verhaltensmuster lernen wir schon in der Kindheit. Sie gehen dabei im wahrsten Sinne in Fleisch und Blut über, bzw. in unser neuronales Netzwerk. Das ist wie beim Auto- oder Fahrradfahren – einmal gelernt, musst Du nicht mehr darüber nachdenken. Unsere Reaktionen geschehen wie automatisiert. Aber Du bist ja hier, um diese ausgefahrenen Pfade zu verlassen. Let’s go!
Ich arbeite mit den Mitteln der Gestalttherapie. In der Gestalttherapie folgt man dem humanistischen Ansatz und glaubt, dass jeder Mensch die Fähigkeit besitzt, sich weiterzuentwickeln. Ja, auch Du! Du bist die Summe aller Dinge in Deiner Welt, aber auch ein selbst bestimmtes Wesen.
Trotzdem uns das Leben in einer männlich dominierten Welt immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht, ist es doch möglich, aus tradierten Denk- und Handlungsmustern auszubrechen. Selbstermächtigung und Selbstwirksamkeit sind das Ziel. Raus aus der Opferrolle, rein ins Tun!
Dafür biete ich Dir in meiner Praxis einen geschützten Erkenntnis- und Übungsraum.
Die drei Phasen des Coachings
Während des Coachings arbeitest du in drei Bereichen:
Ich – Ich und Du – Ich und die Welt.
Ich-Ebene
Auf der Ich-Ebene geht es um Deine Beziehung zu Dir selbst, um Reflektion und Selbsterkenntnis.
- Wer bist Du?
- Warum bist Du so, wie Du bist?
- Wer oder was hat Dich geprägt und beeinflusst?
- Was sind Deine Werte?
Wenn Du das erkennst und Deine Prägung verstehst, kannst Du auch liebevoller und nachsichtiger mit Dir selbst sein – als eine Form der Selbstfürsorge.
„Wenn ich mich um mich selber kümmere, ist das keine Selbstgefälligkeit, sondern Selbstbewahrung, und dies wiederum eine Tat von politischer Auseinandersetzung.“ Das schrieb die US-amerikanische Aktivistin Audre Geraldine Lorde 1988 in ihrem Buch ‘A Burst of Light’. Es geht mir zu Beginn des Coachings also in erster Linie um die Stärkung des Selbstwerts und um Selbstermächtigung und Selbstfürsorge als emanzipatorisches Moment. Du lernst, mehr für Dich und Deine Bedürfnisse einzustehen und schließlich mehr Gerechtigkeit zu erfahren. Es hat also Auswirkungen auf Deine Beziehungsebene.
Das bringt uns zum Ich und Du – Deiner Beziehungskompetenz.
Ich und Du
- Wie begegnest Du anderen Menschen?
- Was macht Deine Kommunikation aus?
- Wie vertrittst Du Deine Werte und Vorstellungen im Leben?
- Was macht die Umstände, in denen die Beziehungen zu Deinen Mitmenschen stattfinden, aus?
In dieser Phase des Coaching beziehe ich gerne die Partner:innen mit ein.
Erst nachdem aufgestaute Wut oder Verzweiflung reflektiert wurden, ist Raum für das Gegenüber. Der Partner kann in den Beziehungsraum eintreten. Oft sind die Männer überrascht über die einladende Atmosphäre. Sie erleben ihre Partnerinnen als viel weicher. Die Fronten sollen im Feministischen Coaching eben nicht verhärten. Wir wollen konstruktiv arbeiten und das geht an dieser Stelle (oft) nur gemeinsam.
Es geht es darum, zu erkennen, dass Ihr beide 50 Prozent der Beziehungsverantwortung tragt. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Da wäre Mental Load bzw. Emotional Load. Du bist nicht allein verantwortlich, übernimm also nur Deinen Teil. Wie dieser Teil aussehen kann, erarbeiten wir gemeinsam.
Du merkst, Feminismus muss nicht immer radikal sein. Wir müssen nicht gleich die Ehe abschaffen, wie von der inspirierenden Visionärin Emilia Roig in ihrem Buch “Das Ende der Ehe” gefordert. Die Politologin hält die Ehe für ein völlig überkommenes Rollenmodell und ist aus dem “patriarchalen Alltag ausgestiegen”. Warum, das erklärt sie uns im Podcast “Die Alltagsfeministinnen”. Wir brauchen solche Vordenkerinnen, um uns gesellschaftlich weiterzuentwickeln. Doch mein Credo für das Hier und Heute lautet “Ohne Trennung zur gleichberechtigten Partner:innenschaft”.
Gleichberechtigt bedeutet hier, dass beide Personen in einer Beziehung die Strukturen und Prägungen des jeweils anderen erkennen und anerkennen – aber auch die strukturellen Unwägbarkeiten im Außen. Konkret bedeutet das, Ihr müsst beide mit anpacken. Es geht um Wahlfreiheit. Wenn Du freier wirst von vorherrschenden Strukturen, indem Du sie als solche erkennst, erlaubt das mehr Freiheit in so ziemlich allen Lebensbereichen: Job, Beziehung, Familie, Freund*innenschaften, Sex etc.
Auf dieser Ich-und-Du-Ebene geht es also darum, die Verletzungen des Gegenübers zu erkennen. Denn Ihr beide bringt eure (patriarchalischen) Prägungen mit. Nach der Selbsterkenntnis der Ich-Phase geht es hier also um die Selbstoffenbarung. Nur so werdet Ihr zum Team.
An diesem Punkt ist klar: Wir sind alle voneinander abhängig. Das bringt uns zum dritten und letzten Teil des Coachings –
Ich und die Welt
Hier geht es darum, Deine Erkenntnisse in die Welt zu tragen.
Unser Gesellschaftsgefüge wird vornehmlich von weißen cis hetero Männern geprägt, kontrolliert und repräsentiert.
Wenn wir das Patriarchat auf Gefühlsebene verlernen wollen, müssen wir die einschränkende Binarität zwischen Mann und Frau auflösen. Es geht um das Versöhnliche zwischen allen Geschlechtern. Es ist kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander. Dafür braucht es Mitgefühl und Empathie. Die gute Nachricht ist: Empathie kann man lernen.
Und Du kannst das Gelernte in die Welt transportieren. Du kannst Deinen Teil zu einem gelungenen Miteinander beitragen. Jeden Tag. Das macht Dich zu einer echten Alltagsfeministin. (Und die Welt vielleicht langsam, aber sicher zu einem besseren Ort.)
Fazit: Feminismus muss nicht immer radikal sein
Wir Alltagsfeministinnen ziehen nicht gleich mit Forken vors Parlament – es geht zunächst einmal um den Umgang mit unseren eigenen Gefühlen. Es geht um den Umgang mit Zeit, Geld und Ressourcen aller Art – um unsere Energie, um Beziehungen und unsere Hobbies. Selbstermächtigung, Selbstwirksamkeit und Selbstverantwortung schaffen Dir Entlastung, Verständnis und Raum für Dich selbst in all dem Wir.
Und das hat auch Einfluss auf Dein Außen. Es ist quasi eine Graswurzelbewegung, Deine persönliche Revolution reißt im besten Falle andere mit. Denn Dein anfänglicher “Leidensdruck”, wenn Du so willst, das Eingeständnis Deiner eigenen Betroffenheit, ist nicht nur mutig und stark, sondern hat enorme Sprengkraft!
Dieser ganze Coaching-Prozess bildet einen Gesprächsrahmen – im Privaten, ebenso wie im Politischen.