Wie geht feministisch Weihnachten feiern?
In den meisten Familien – selbst, wenn sie in vielen Punkten schon total fortschrittlich sind – ist Weihnachten nicht nur das Fest der Liebe, sondern auch das Fest der mütterlichen Überforderung, das Fest der unsichtbaren Arbeit, das Fest der Ungleichheit.
Ich veröffentliche hier das 9. Kapitel meines Buches, das Du geselesen haben solltest, bevor Du Mutter wirst. Das Buch lässt sich ganz wunderbar an werdende Familien zu Weihnachten verschenken.
Eine weihnachtlich-feministische Utopie
Von draußen scheinen ein paar Sonnenstrahlen durchs Fenster auf dein Bett. Langsam, ganz langsam wachst du auf und hörst, wie dein Partner unten in der Küche mit den Kindern das Adventsfrühstück vorbereitet. Es riecht nach frisch gebrühtem Kaffee und aufgebackenen Brötchen im Haus. Gut, dass Tante Anni daran gedacht hat, die Adventskalen- der für die Kinder rechtzeitig aufzuhängen. Gott sei Dank seid ihr ein Team, das nicht nur aus zwei Menschen besteht. Ihr habt ein Netzwerk, in dem jede*r völlig unaufgefordert seine Ressourcen einbringt. Du hast schon im Spätherbst die neue Wintergarderobe der Kinder besorgt und alte Sachen ausgemottet, deine Eltern fühlen sich von Geburt der Kinder an für die Winterschuhe zuständig, die Pat*innen übernehmen den Adventskalender für das jeweilige Patenkind, die Schwiegereltern schon seit Jahren den Adventskranz – und dein Partner kümmert sich um die ganze Deko und das Backen mit den Kindern. Die Atmosphäre im Haus ist ihm zum Glück genauso wichtig wie dir, und er hat einfach mehr Talent für »hyggelige Weihnachten«. Als ihr ausgemacht habt, dass er für die Weihnachtsstimmung zuständig ist, warst du dankbar für seine Fragen nach den Bräuchen deiner Kindheit, denn es wäre dir schwergefallen, wenn deine Erinnerungen und Traditionen dabei keine Rolle gespielt hätten. So war es viel leichter für dich, in diesem Punkt loszulassen …
Manchmal, aber wirklich nur manchmal überfällt dich dein über- höhter Eigenanspruch, der durch das geprägt wurde, was dir die Frauen in deiner Familie vorgelebt haben. Zum Glück kannst du dieses Gefühl mit deinem Partner reflektieren und musst nicht allein gegen den Zwei- fel ankämpfen, nie genug zu geben. »Es ist doch nicht nur deine Ver- antwortung, dass wir den Kindern Werte und Traditionen vermitteln«, hat er dich gestern beruhigt, als du dich dafür entschuldigen wolltest, im Moment nicht ganz so da zu sein, wie du es jetzt in der Vorweih- nachtszeit gerne wärst. Du hast nachdenklich genickt und dabei an die Weihnachtsfeste deiner Kindheit gedacht. Dein Vater muss an den Weihnachtsmann geglaubt haben, denn wie von Zauberhand hatte sich jedes Jahr kurz vor dem Advent das Haus in einen Weihnachtstraum verwandelt. Pünktlich zum ersten Dezember hingen vierundzwanzig kleine Päckchen für jedes Kind an der Wand, an den Adventswochen- enden duftete das Weihnachtsgebäck auf dem liebevoll dekorierten Kaffeetisch, und das Allerbeste: Am Heiligabend lagen wunderschön verpackte Geschenke unter dem Baum, deren Inhalte dein Vater ganz sicher nicht kannte. Pure Zauberei, und nie hatte er auch nur eine Auf- gabe zusätzlich übernehmen müssen. Mal abgesehen vom Schlagen des Weihnachtsbaums, das nun wirklich Männersache war! Nur seine völlig erschöpfte Frau auf dem Sofa, die passte nicht so recht in das heimelige Bild einer anstrengungsfreien Weihnacht für ihn. Ihre Erschöpfung nervte ihn fast ein wenig.
Dein Vater muss an den Weihnachtsmann geglaubt haben, denn wie von Zauberhand hatte sich jedes Jahr kurz vor dem Advent das Haus in einen Weihnachtstraum verwandelt.
»Du kannst aber auch keine fünf Minuten still sitzen!«, hat er gerne in den Glühweindampf reingegrummelt, wenn deine Mutter direkt nach der Bescherung mit angestrengter Miene in die Küche lief, um schon mal den Braten für den nächsten Tag vorzubereiten. Fast so, als wäre es ihm eine Last, ihre Mühe mitansehen zu müssen. Vielleicht wäre weni- ger an manchen Stellen wirklich mehr gewesen. Aber du weißt, dass es nicht die Schuld deiner Mutter war, dass die Erwartungen an mütter- liche und hauswirtschaftliche Perfektion über die Jahre immer absur- der geworden waren. Sie hatte sich hinreißen lassen, daran zu glauben, dass alle anderen mehr Recht auf schöne und erholsame Feiertage hat- ten als sie selbst.Du hast damals nicht so recht verstanden, was da schieflief. Heute weißt du, dass beide Seiten etwas Wichtiges hätten lernen müssen, um gemeinsam so faire und entspannte Weihnachtsfeste zu gestalten, wie ihr sie heute als Familie feiert: Die eine Seite hätte die eigene Mitzustän- digkeit anerkennen müssen – und die andere Seite hätte trotz all der Er- wartungen von innen und außen Perfektionismus und die eigene Auf- opferung hinter sich lassen müssen.
Während du deinen Gedanken nachhängst, wird dir noch einmal mehr bewusst, wie heilfroh du bist, dass die Welt nun eine andere ist. Genau wie bei den Familien in eurem Bekanntenkreis setzt ihr euch abends zusammen, dein Mann und du, und besprecht, wie der Tag war und was ansteht. Jetzt, so kurz vor Weihnachten, habt ihr es euch zum Ritual gemacht, dabei gemeinsam einen Tee zu trinken und euch unter die Sofadecke zu kuscheln, sobald die Kinder im Bett sind. Und dann erzählt ihr euch, was die Themen des Tages waren. Ihr lacht dabei viel und vermeidet es, gegenseitig aufzurechnen. Wozu auch? Euch ist ab- solut bewusst, dass jede*r von euch zwei krasse Jobs gleichzeitig hat und dass ihr in beiden euer Bestes gebt, denn es bedarf einer Menge Organisation, eine ganze Familie durch eine Zeit zu navigieren, in der so vieles anders als sonst ist: die Adventsfeiern in der Schule, in der Kita und bei der Arbeit, das Wichteln, das Schmücken, die Kekse, die von den Kindern gebacken werden wollen, die Theateraufführung, der Kuchenverkauf, das Üben fürs Krippenspiel, die Wünsche der Kinder, das Weihnachtsmenü … Ihr besprecht das wie eine ganz normale Dop- pelspitze in einem Unternehmen, das eine verdammt gute Führung braucht, in der jede*r ihren/seinen Aufgabenbereich genau kennt und in der keine*r mehr tragen sollte als die oder der andere. Nur, dass euer Sofa definitiv der gemütlichste Führungsteam-Besprechungsraum ever ist. Und genau wie in jedem anderen Job gönnt ihr euch gegenseitig Er- holung. Ihr gönnt euch gegenseitig den Glühwein mit Freund*innen, die so wichtige Alleinezeit für Sport, Bücher, Netflix oder einen ganz entspannten Weihnachtsbummel. Denn gerade in den anstrengends- ten Zeiten ist euch Entspannung und Freiraum so unglaublich wichtig. Noch wichtiger als sonst.
Und dann ist er da, der 24. Dezember. Dein Partner und du, ihr schenkt euch an diesem Abend keine Apple Watch und keine Ohr- ringe. Ihr schenkt euch einen liebevollen Blick, in dem all der Stolz da- rüber liegt, Weihnachten wieder einmal so gestaltet zu haben, dass es keine*n von euch überfordert oder dahin bringt, viel zu erschöpft für die eigentlichen Glanzlichter der Feiertage zu sein. Der heutige Abend wird nicht damit enden, dass eine*r von euch in der Küche verschwindet, um einen Braten vorzubereiten. Erstens, weil das Festessen in die- sem Jahr der Besuch mitbringt, und zweitens, weil ihr an Weihnachten eure Zeit lieber einander widmet als einer traditionalisierten Überfor- derung. Dieser Abend wird für alle ein Abend der Freude und der Vor- freude auf die nächsten Tage werden.
Zugegeben, es wird vielleicht nicht alles nur harmonisch sein, und natürlich knallt auch bei euch mal eine Teeniezimmertür. Aber ihr als Eltern seid nicht allein. Mit rein gar nichts. Und genau das kann man nie besser feiern als an Weihnachten. Schließlich hat sich auch die christliche Kirche längst aus dem Patriarchat, aus dem Zölibat und aus mittelalterlichen Führungssystemen befreit. Hat sie nicht? Ach, kommt schon, Leute … in einer Utopie darf man doch ruhig mal ganz groß träumen!
Weihnachten ist das Fest der Ungleichheit
Als Kind habe ich Weihnachten ohne Ende geliebt. All die Bräuche, der Zauber, das Licht, die Gemütlichkeit. Wahrscheinlich geht es jedem Kind so. Erst durch meinen Job hat meine Beziehung zu Weihnachten einen Knacks bekommen. Das liegt daran, dass dieses Fest all die klei- nen Ungerechtigkeiten und die merkwürdige Arbeitsverteilung in vie- len Familien wie durch ein Vergrößerungsglas sichtbar macht – und unübersehbar. Oder hast du schon mal einen Familienvater einen Ad- ventskranz binden sehen? Hast du selbst schon mal einen Vater nach den Weihnachtswünschen seiner Kinder gefragt? Wenn ja, herzlichen Glückwunsch, du kennst besondere Menschen!
Dieses Fest macht all die kleinen Ungerechtigkeiten
und die merkwürdige Arbeitsverteilung in vielen Familien wie durch ein Vergrößerungsglas sichtbar.
In den meisten Familien – selbst, wenn sie in vielen Punkten schon to- tal fortschrittlich sind – ist Weihnachten nicht nur das Fest der Liebe, sondern auch das Fest der mütterlichen Überforderung, das Fest der unsichtbaren Arbeit, das Fest der Ungleichheit.
Ich habe in meiner Praxis eine Liste mit all den Weihnachtsaufgaben und gehe sie gern in der Adventszeit mit den Frauen oder Paaren im Coaching durch. Wenn sie dann hinter diese Aufgaben den Namen der Person, die sich traditionell dafür verantwortlich fühlt, schreiben sollen, kommen selbst viele der Frauen, die vorher überzeugt waren, es ginge bei der Verteilung der häuslichen Pflichten bei ihnen eigent- lich recht fair zu, aus dem Staunen nicht mehr heraus. Auf dieser Liste steht das Offensichtliche: also Tannenbaum besorgen, Menü kochen, Geschenke kaufen und verpacken. Das nicht ganz so Offensichtliche: Geschenkpapier kaufen, Tesavorräte checken, Verwandte einladen. Und einiges Überraschendes: Wünsche der Kinder an die Verwandten steu- ern, dafür sorgen, dass über die Festtage genug Toilettenpapier im Haus ist, die Lieblingsgetränke der Gäste kennen, den Baumschmuck nach Weihnachten wieder verstauen. Das größte Aha-Erlebnis ist meist, dass der Name der Frau auch bei den weniger offensichtlichen Aufgaben deutlich dominiert oder sogar gerade da. Baum schlagen? Ehrensache! Den Braten in die Röhre schieben und genau den richtigen Garpunkt finden? Kriegen viele Männer hin. Doch dafür heimsen sie dann auch eine Menge Applaus ein, während niemand bemerkt, dass Hafermilch für die vegan lebende Schwägerin im Haus ist, die Hundehaare wegen der Allergie des Schwiegervaters komplett aufgewischt wurden oder der Nachbar den Schlüssel hat, weil ein Gast kommt, während ihr beim Ad- ventssingen im Kindergarten seid. Es ist das Unsichtbare, das in unse- ren Händen liegt, und der Frust darüber, nicht gesehen zu werden, staut sich manchmal über Jahre auf. So wie bei Celia.
Faire Weihnacht: Ein Fallbeispiel aus meiner Praxis
»Ich bin aus einer anderen Zeit. Es ist schön dort – nur einsam.«
Klientin Celia (Pseudonym)
Celia ist Mitte fünfzig, verbeamtet und kümmert sich hingebungs- voll um ihre Enkelkinder.
»Ich dachte, ich packe jeweils vierundzwanzig kleine Geschenke für den Kalender. Aber womöglich findet mein Sohn das übergriffig? Besser, ich frage mal per SMS vorsichtig bei ihm nach. Ich darf nicht vergessen, Weihnachtsgeschenkpapier zu kaufen. Geschenke in Alufolie sind sicher zu unökologisch. Und was soll es eigentlich zu essen geben? Wenn ich die Ente beim Bauern bestelle, kön- nen wir dort gleich noch irgendwas für das Adventsessen mit den Eltern von meiner Schwiegertochter kaufen. Vielleicht könnten wir dieses Jahr mal eine geflüchtete Person einladen? Am Freitag hat mein Sohn im Büro seine Weihnachtsfeier … dann könnte ich ja die Kinder von der Kita abholen. Und ich könnte auch Liam gleich mitnehmen, habe ich ja schon oft gemacht. Ich muss seine Mut- ter mal anrufen. Dann könnten die Kinder noch zusammen spielen. Sie muss mir nur eine Vollmacht ausstellen, und wir müssen ver- abreden, wann und wo sie Liam wieder abholt. Ach ja, dicke Win- terschuhe wären ein gutes Geschenk für die Kleine. Auf den Kin- derski lassen sich die aktuellen Schuhe schwer befestigen, aber wir wollen die beiden ja in den Winterferien mit in den Urlaub nehmen. Wir fahren mit Freunden, aber für drei Tage kommen auch die Kin- der mit. Ich bin gar nicht sicher, ob mein Mann die Ferienwohnung wirklich gebucht hat. Ich muss ihn noch mal fragen.«
Uff! Als Celia mich an ihren inneren Monologen teilhaben ließ, schwirrte mir schon beim Zuhören der Kopf. Alle Jahre wieder der- selbe Stress, der zuverlässig mit dem Gefühl endete, am liebsten nach Neuseeland auswandern zu wollen, und zwar alleine. Nicht, weil Celia ihre Familie und ihren Mann nicht liebte, sondern weil sich zu Weihnachten auftat, was das ganze Jahr unter der Ober- fläche brodelte: Sie machte viel zu viel und war enttäuscht, von ihrer Familie dafür nicht die nötige Wertschätzung zu erfahren. Dass die Kinder es nicht so richtig sahen, das war für sie schon okay. Aber dass nicht einmal ihr Mann bemerkte, wie sie alles zu- sammenhielt und nebenbei noch den ganzen Haushalt schmiss, das schmerzte sie immer wieder.
Dabei wollte Celia insgesamt gar nichts an ihrer Situation ändern, das machte sie in den Sitzungen immer wieder klar. Sie liebte das alles: ihre Arbeit, das Kochen und Backen nach Feierabend, das Zusammensein mit den Enkeln, damit »die jungen Leute« Karriere machen konnten. Sie tat das gern. Und sie liebte es, Kontrolle über die kleinen Dinge zu haben, sie ging vollkommen darin auf. »Ich bin aus einer anderen Zeit«, versicherte sie wiederholt – verzweifelt darüber und zugleich irgendwie entschlossen, in dieser Zeit blei- ben zu wollen. Sie habe sich nur deshalb für ein Coaching bei mir entschieden, weil sie merkte, dass ihr Selbstwert davon abhing, ob sie sich von ihrem Mann und von ihrem Sohn gesehen und wert- geschätzt fühlte.
Und da sie das alles so liebte, lief sie zu Weihnachten gewohn- heitsgemäß zur Höchstform auf. Wenn da nur nicht diese ständige innere Anspannung wäre und dieses dumme Gefühl, das sie schon vor Beginn der Ehe und der Kinderzeit gut kannte: das Ge- fühl, ihren Mann mehr zu lieben, als von ihm geliebt zu werden. Celia konnte das an keiner konkreten Situation festmachen, nur an der Aufmerksamkeit, die ihr Mann anderen Menschen entge- genbrachte. Er war auch ihr gegenüber hin und wieder aufmerk- sam oder machte ihr Geschenke, aber das fühlte sich eher an wie ein Tropfen auf den heißen Stein, wie ein kleines Pflaster auf einer großen, klaffenden Wunde, weil sie sich etwas anderes wünschte: eine zuverlässige Aufmerksamkeit, eine wertschätzende Haltung ihrer Person gegenüber, Respekt und Anerkennung. Sie wollte von ihrem Mann in ihrem Wesen erkannt werden. Und dieses Wesen beschrieb sie mir als überaus fürsorglich und liebend. Es seien eben »so richtig weibliche Qualitäten«.
In unserem Coaching gelang es Celia zunehmend besser, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Ihr Fokus lag immer weni- ger auf den Reaktionen ihres Mannes, und sie beschloss, ihrer Per- son, ihrer Selbstliebe und ihrer Selbstfürsorge künftig mehr Raum zu geben. Für Weihnachten hieß das: Mal wieder mit Freund*innen auf den Weihnachtsmarkt zu gehen, statt auf die Anerkennung für ihre Mühen oder Kochkünste zu warten. Sie plante nach den ers- ten Sitzungen sogar einen Streik im eigenen Haus und war fest ent- schlossen, nur die vorweihnachtlichen Aufgaben zu erfüllen, die es für die Kinder brauchte. Sie hatte keine Lust, ihren Mann wie jedes Jahr mit allerlei Aufmerksamkeiten zu verwöhnen, sie wollte dies- mal lieber sich selbst verwöhnen und zwischen den Jahren einen kleinen Wellnessurlaub mit einer Freundin machen, die sie viel zu selten sah.
Die Sitzungen mit Celia haben mich immer sehr berührt. Ich habe eine Frau, die deutlich älter ist, als ich es bin, begleiten dürfen, in ihre Blüte zu kommen. Ich konnte miterleben, wie sie sich für sich selbst öffnete, sich selbst in ihrem freundlichen, liebevollen und fürsorglichen Wesen erkannte und wertschätzte. Celia gab immer noch viel für andere, sorgte aber immer öfter auch für sich und ihre eigenen Bedürfnisse. Falls sie sich doch dabei ertappte, sich von der Reaktion ihres Mannes abhängig zu fühlen, rief sie eine der Frauen von ihrer persönlichen Rettungsliste an, die wir im Laufe des Coachings für sie als Tool entwickelt hatten.
Wie Du feministisch Weihnachten feierst: Eine Anleitung
1. Reduziere Mental und Emotional Load an Weihnachten
Ja, Weihnachten hat es in sich. Traditionell fühlt sich mindestens ein Familienmitglied am Heiligabend total ausgebrannt und kann nicht einmal benennen, warum. Aber auch da gibt es Abhilfe, zum Beispiel durch die To-do-Liste der Initiative Equal Care Day. Sie haben sogar eine Mental-Load-Liste speziell für Weihnachten.
Setzt euch in der Vorweihnachtszeit oder sogar schon im November gemeinsam an den Küchentisch (oder kuschelt euch unter die Decke auf dem Sofa) und füllt die Liste der Equal-Care-Day-Initiative aus. Ich wette, das ist für jedes Paar hochinteressant. Nicht nur, weil mit dieser Auflistung sichtbar wird, wer vielleicht noch ein Quäntchen mehr geben könnte, sondern auch, weil man selbst ein besseres Ge- fühl dafür bekommt, warum die Weihnachtszeit soo anstrengend ist. Bestellt am besten eine Liste mehr und verschenkt sie an die Frauen in eurer Familie oder an eure Freundinnen.
equalcareday.de/mentalload-weihnachten
2. ERFINDET EINEN NEUEN, FAIREN WEIHNACHTSRITUS
Alle Jahre wieder? Ab jetzt anders und ganz neu! Ihr seid alt genug, um euch von den verstaubten Ritualen eurer Kindheit zu verabschieden. Besonders dann, wenn sie für dich oder sogar für euch beide Stress be- deuten. Und warum nicht auch die ganze Vorbereitungsarbeit in eine ritualisierte Feier verwandeln? Wenn ihr zum Beispiel mit einem Glüh- wein in der Hand und mit eurer Lieblingsmusik im Ohr gemeinsam die Adventspäckchen packt, fühlt es sich gar nicht mehr so sehr nach Arbeit an, sondern vielmehr nach einem sinnstiftenden Date.
1. Simple Cuisine:
Geht nicht auch mal Kartoffelsalat mit Würstchen statt Braten?
2. Zeit statt Zeug:
Macht euch gegenseitig das Geschenk eines gemeinsamen Weih- nachtsessens, für das jede*r etwas mitbringt und niemand allein in der Küche stehen muss. Keine*r von euch lässt sich bedienen, alle sind gemeinsam am Werk und kümmern sich um Fest und Tafel.
3. Wenn schon Geschenke, dann schenkt feministisch:
Kochbuch, Kaffeegedeck und Topflappen? Wie oft hast du schon Sachen bekommen, bei denen du innerlich die Augen verdreht hast? Bei diesem Weihnachtsfest kannst du proaktiv die Verantwortung dafür übernehmen.
Emotional Load: Schön soll es werden, ein glanzvoller Höhepunkt des Jahres und … ach ja, besinnlich und harmonisch. Weihnachten ist schließlich das »Fest der Liebe«. In einer von der Onlineplattform Statista veröffentlichten Umfrage zu Meinungen über Weihnachten zwischen 2017 und 2022 landet die Aussage »Harmonie ist mir an Weihnachten besonders wichtig« auf Platz eins, dicht gefolgt von »Weihnachten ist für mich das Fest der Liebe«. Und bei wem landet wohl dieser Teil der Fürsorgearbeit? Als Emotional Load zusammen mit all dem anderen Mental Load auf der unsichtbaren To-do-Liste der fleißigen »Weihnachtszauberfeen« des Hauses. Apropos Feen: Auch bei unserem idealisierten Weihnachtsbild hat Disney natürlich seine Hände im Spiel …
Zum Weiterdenken:
Laura Fröhlich: Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles. Was Eltern gewinnen, wenn sie den Mental Load teilen. Kösel, 2020.
Oh du Stressige – so reduzierst du Mental Load in der Weih- nachtszeit. Die Podcastfolge der »Alltagsfeministinnen«.
Das Buch, das du gelesen haben solltest, bevor du Mutter wirst
Feminismus! Gleichberechtigung! Vereinbarkeit! Große Worte, die im Alltag so schwer mit Leben zu füllen sind. Auch, weil die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nach wie vor hinterherhinken. Können wir mehr tun, als wütend zu sein oder zu resignieren? Können wir dem Leistungsdruck und der Erschöpfung etwas Nachhaltigeres entgegensetzen als das ewige »Nimm dir Zeit für dich selbst«? Wir können!
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